Sonntag, 21. Oktober 2012

Schwerttagung Freiburg 19. / 20.10.2012


Zusammenfassung Schwertsymposium Freiburg 19./20. Oktober 2012

Panel 1

Vom Panel 1 am Freitag ist bei mir nicht viel hängen geblieben, z.T. weil ich mit etwas Verspätung eingetroffen bin und z.T., weil mich die Epoche(n) nicht so sehr interessiert haben.

Aber immerhin hab ich gelernt:
- dass die Schwerter der Griechen von den „Barbaren“ beeinflusst wurden, sich aus den gebogenen Vorbildern aber eigene Formen entwickelten.
- dass man aufpassen sollte, wann man „Damaszierung“ und wann „Musterschweißen“ sagt und dass Schwerter, die einen Kern aus miteinander verdrehten und verschweißten Eisen/Stahltäben nicht gut sind, weil sie so hergestellt wurden, sondern obwohl sie so hergestellt wurden.
- Dass Schwerter immer wieder repariert und umgestaltet wurden und dass man dabei nicht immer zimperlich umgegangen ist.

Den Abschluss des 1. Panels bildete der Vortrag von Roland Warzecha und Ingo Petri über über den Wandel der Form / Funktion vom Spatha zum mittelalterlichen Schwert mit deutlicher Kreuzform.
Sie demonstrierten, dass ein in der Mitte gehaltener flacher Rundschild sich leicht auf die eine oder andere Seite drücken lässt, also nicht dazu verwendet wurde einen Schlag abzufangen, sondern den Gegner mit der Schildkante anzugreifen. Dadurch war das Schild vor einem Angriff immer vorn und die Schwerthand durch den Schild geschützt.
Ein gebogener Schild bot aber mehr Schutz gegen Speere und Pfeile. Er konnte dafür schlecht als Offensivwaffe eingesetzt werden und blieb nah am Körper. Die Schwerthand war also beim Angriff ungeschützt und die Parierstange musste einen Teil der Schutzwirkung des Schwerts übernehmen.
→ Ein Schwert konnte optimal auf seine Verwendung abgestimmt werden.
Es stimmt übrigens nicht, dass Schwerter mit breiter Spitze nicht zum Stechen geeignet sind, sie bleiben nur nicht so schnell in Knochen stecken …


Panel 2

Da soll noch einer sagen Schwertkämpfer wären verrückt. Als erstes hab ich hier gelernt, dass man seinem Bronzeschwert mit vergorenem Eigenurin eine Patina geben kann (wenn man das denn unbedingt will …) und es wurde darüber diskutiert, was es für einen Sinn macht Bronze mit Gold zu Tauschieren, wenn die beiden Materialien poliert die gleiche Farbe haben.
Außerdem standen als „Vogelbarken“ bezeichnete Verzierungen auf unenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern auf dem Plan und die Stempelmarken auf Schwertern der Latènezeit. Bei beiden kann man wild über Bedeutungen und Gründe spekulieren.
Danach ging es um die Kultschwerter aus dem Mithraskult, u.a. ein Theaterschwert mit Bügel, dass man sich um die Brust schnallen konnte, so dass es von der Seite aussah als wäre man durchbohrt worden.


Panel 3

Die praktische und symbolische Bedeutung des Schwerts im Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pombeius machte den Anfang von Panel 3. Unter Cäsars Soldaten amüsierte man sich darüber, dass die Soldaten von Pompeius angeblich so eitel seien, also befahl ihnen Cäsar auf die Gesichter der Feinde zu zielen.
Interessant fand ich auch den Vortrag über den Schwerttanz auf mittelalterlichen Bilddenkmälern. In der Germania wird ein Schwerttanz beschrieben, aber der hat wenig Ähnlichkeiten mit den modernen Schwerttänzen. Allerdings ist auch nicht klar, was die Germanen mit ihrem Schwerttanz gemacht haben. Übung? Initiationsritus? Volksbelustigung?
Danach ging es um Beschreibungen von Schwertern in der Fachprosa ihrer Zeit wobei hier noch weniger eindeutige Quellen zur Verfügung stehen als bei den Techniken.
Im Anschluss wurde die Erfolgsgeschichte von Schwert und Buckler vorgestellt, wobei der Buckler mehr oder weniger bis heute im Einsatz ist.
Den Vortrag über die sprachlichen Aspekte in den Fechtbüchern kannte ich schon, aber Matthias Bauer erzählte diesmal nicht nur was über die dialektalen und geheimsprachlichen Eigenheiten sondern plädierte auch dafür sich in der wissenschaftlichen Beschäftigung auf eine korrekte Schreibweise zu einigen.
Den Abschluss des Panels bildete der Vortrag über den Bürger und das Schwert, in der die Fechtkultur der Städte im ausgehenden Mittelalter vorgestellt wurde. Damals waren Fechtschulen so verbreitet wie heute Fussballspiele und jeder Bürger hatte ein Schwert und andere Waffen im Haus.


Panel 4

Hier wurden weitere Fragen aufgeworfen. Z.B. was es bedeutete, dass man wahrscheinlich in der Hallstattzeit auch Frauen mit Schwertern bestattet hatte. Waren die Schwerter ein Attribut der Frau oder desjenigen, der sie betrauerte? Zumindest ist klar geworden, dass die Vorstellung von einem Schwertadel als Vorläufer des Rittertums nicht haltbar ist, da es kaum kleine Kinder gab, die mit hohem Aufwand bestattet wurden. Ergo wurde der Status nicht vererbt, man musste ihn sich erwerben.
Danach wurde die Kulturgeschichte des Schwerttragens vorgestellt und zwar des speziellen Schwerttragens vor einem König. Das war wohl schon immer ambivalent. Einerseits war es ein Ehrendienst, andererseits machte man damit deutlich, dass man sich unter den Herrscher stellte.
Interessant war auch die Entwicklung der mittelalterlichen Rittererhebung, die wahrscheinlich in Flandern mit Schwertumgürtung ihren Anfang nahm und sich dann mit Anleihen an kirchliche Riten weiterentwickelte.
Die Vorstellung meiner Doktorarbeit bildete den Abschluss.

Zusätzlich gab es einen Abendvortrag vom Schmied / Künstler Peter Johnsson, der seine Methode vorstellte, die richtigen Proportionen einen Schwerts zu ermitteln. Dabei bediente er sich eine Quadrats in einem Kreis, der einen Durchmesser hatte, der der Länge des Griffs entsprach. Wenn man in das Quadrat einen weiteren Kreis setzt und immer so weiter kommt man mit ein paar weiteren mathematischen Tricks auf alle Maße des Schwerts von der Länge bis zur Anfangsbreite der Klinge, dem Durchmesser des Knaufs usw.
Gut fand ich, dass Peter immer wieder darauf hingewiesen hat, dass diese Methode zwar für Ihn funktioniert, man aber nicht zu sehr nach Mustern suchen darf, weil man sie sonst bestimmt findet.

Am Sonntag konnte man in einem Dojo selbst aktiv werden, aber ich bin bereits Samstags abgereist.

Das Niveau war durchweg hoch und neben (Nachwuchs)wissenschaftlern aus Philologie, Archäologie, Geschichtswissenschaft usw. waren auch Schmiede, Schwertkämpfer und Sammler anwesend.


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