Zusammenfassung Schwertsymposium
Freiburg 19./20. Oktober 2012
Panel 1
Vom Panel 1 am Freitag ist bei mir
nicht viel hängen geblieben, z.T. weil ich mit etwas Verspätung
eingetroffen bin und z.T., weil mich die Epoche(n) nicht so sehr
interessiert haben.
Aber immerhin hab ich gelernt:
- dass die Schwerter der Griechen von
den „Barbaren“ beeinflusst wurden, sich aus den gebogenen
Vorbildern aber eigene Formen entwickelten.
- dass man aufpassen sollte, wann man
„Damaszierung“ und wann „Musterschweißen“ sagt und dass
Schwerter, die einen Kern aus miteinander verdrehten und
verschweißten Eisen/Stahltäben nicht gut sind, weil sie so
hergestellt wurden, sondern obwohl sie so hergestellt wurden.
- Dass Schwerter immer wieder repariert
und umgestaltet wurden und dass man dabei nicht immer zimperlich
umgegangen ist.
Den Abschluss des 1. Panels bildete der
Vortrag von Roland Warzecha und Ingo Petri über über den Wandel der
Form / Funktion vom Spatha zum mittelalterlichen Schwert mit
deutlicher Kreuzform.
Sie demonstrierten, dass ein in der
Mitte gehaltener flacher Rundschild sich leicht auf die eine oder
andere Seite drücken lässt, also nicht dazu verwendet wurde einen
Schlag abzufangen, sondern den Gegner mit der Schildkante
anzugreifen. Dadurch war das Schild vor einem Angriff immer vorn und
die Schwerthand durch den Schild geschützt.
Ein gebogener Schild bot aber mehr
Schutz gegen Speere und Pfeile. Er konnte dafür schlecht als
Offensivwaffe eingesetzt werden und blieb nah am Körper. Die
Schwerthand war also beim Angriff ungeschützt und die Parierstange
musste einen Teil der Schutzwirkung des Schwerts übernehmen.
→ Ein Schwert konnte optimal auf
seine Verwendung abgestimmt werden.
Es stimmt übrigens nicht, dass
Schwerter mit breiter Spitze nicht zum Stechen geeignet sind, sie
bleiben nur nicht so schnell in Knochen stecken …
Panel 2
Da soll noch einer sagen Schwertkämpfer
wären verrückt. Als erstes hab ich hier gelernt, dass man seinem
Bronzeschwert mit vergorenem Eigenurin eine Patina geben kann (wenn
man das denn unbedingt will …) und es wurde darüber diskutiert,
was es für einen Sinn macht Bronze mit Gold zu Tauschieren, wenn die
beiden Materialien poliert die gleiche Farbe haben.
Außerdem standen als „Vogelbarken“
bezeichnete Verzierungen auf unenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern
auf dem Plan und die Stempelmarken auf Schwertern der Latènezeit.
Bei beiden kann man wild über Bedeutungen und Gründe spekulieren.
Danach ging es um die Kultschwerter aus
dem Mithraskult, u.a. ein Theaterschwert mit Bügel, dass man sich um
die Brust schnallen konnte, so dass es von der Seite aussah als wäre
man durchbohrt worden.
Panel 3
Die praktische und symbolische
Bedeutung des Schwerts im Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pombeius
machte den Anfang von Panel 3. Unter Cäsars Soldaten amüsierte man
sich darüber, dass die Soldaten von Pompeius angeblich so eitel
seien, also befahl ihnen Cäsar auf die Gesichter der Feinde zu
zielen.
Interessant fand ich auch den Vortrag
über den Schwerttanz auf mittelalterlichen Bilddenkmälern. In der
Germania wird ein Schwerttanz beschrieben, aber der hat wenig
Ähnlichkeiten mit den modernen Schwerttänzen. Allerdings ist auch
nicht klar, was die Germanen mit ihrem Schwerttanz gemacht haben.
Übung? Initiationsritus? Volksbelustigung?
Danach ging es um Beschreibungen von
Schwertern in der Fachprosa ihrer Zeit wobei hier noch weniger
eindeutige Quellen zur Verfügung stehen als bei den Techniken.
Im Anschluss wurde die
Erfolgsgeschichte von Schwert und Buckler vorgestellt, wobei der
Buckler mehr oder weniger bis heute im Einsatz ist.
Den Vortrag über die sprachlichen
Aspekte in den Fechtbüchern kannte ich schon, aber Matthias Bauer
erzählte diesmal nicht nur was über die dialektalen und
geheimsprachlichen Eigenheiten sondern plädierte auch dafür sich in
der wissenschaftlichen Beschäftigung auf eine korrekte Schreibweise
zu einigen.
Den Abschluss des Panels bildete der
Vortrag über den Bürger und das Schwert, in der die Fechtkultur der
Städte im ausgehenden Mittelalter vorgestellt wurde. Damals waren
Fechtschulen so verbreitet wie heute Fussballspiele und jeder Bürger
hatte ein Schwert und andere Waffen im Haus.
Panel 4
Hier wurden weitere Fragen aufgeworfen.
Z.B. was es bedeutete, dass man wahrscheinlich in der Hallstattzeit
auch Frauen mit Schwertern bestattet hatte. Waren die Schwerter ein
Attribut der Frau oder desjenigen, der sie betrauerte? Zumindest ist
klar geworden, dass die Vorstellung von einem Schwertadel als
Vorläufer des Rittertums nicht haltbar ist, da es kaum kleine Kinder
gab, die mit hohem Aufwand bestattet wurden. Ergo wurde der Status
nicht vererbt, man musste ihn sich erwerben.
Danach wurde die Kulturgeschichte des
Schwerttragens vorgestellt und zwar des speziellen Schwerttragens vor
einem König. Das war wohl schon immer ambivalent. Einerseits war es
ein Ehrendienst, andererseits machte man damit deutlich, dass man
sich unter den Herrscher stellte.
Interessant war auch die Entwicklung
der mittelalterlichen Rittererhebung, die wahrscheinlich in Flandern
mit Schwertumgürtung ihren Anfang nahm und sich dann mit Anleihen an
kirchliche Riten weiterentwickelte.
Die Vorstellung meiner Doktorarbeit
bildete den Abschluss.
Zusätzlich gab es einen Abendvortrag
vom Schmied / Künstler Peter Johnsson, der seine Methode vorstellte,
die richtigen Proportionen einen Schwerts zu ermitteln. Dabei
bediente er sich eine Quadrats in einem Kreis, der einen Durchmesser
hatte, der der Länge des Griffs entsprach. Wenn man in das Quadrat
einen weiteren Kreis setzt und immer so weiter kommt man mit ein paar
weiteren mathematischen Tricks auf alle Maße des Schwerts von der
Länge bis zur Anfangsbreite der Klinge, dem Durchmesser des Knaufs
usw.
Gut fand ich, dass Peter immer wieder
darauf hingewiesen hat, dass diese Methode zwar für Ihn
funktioniert, man aber nicht zu sehr nach Mustern suchen darf, weil
man sie sonst bestimmt findet.
Am Sonntag konnte man in einem Dojo
selbst aktiv werden, aber ich bin bereits Samstags abgereist.
Das Niveau war durchweg hoch und neben
(Nachwuchs)wissenschaftlern aus Philologie, Archäologie,
Geschichtswissenschaft usw. waren auch Schmiede, Schwertkämpfer und
Sammler anwesend.