Hier ein paar Gedanken, die ich beim Vortrag von
Devon Boorman über das Thema "Wie man eine erfolgreiche Schule führt"
mitgeschrieben habe. Devon ist einer der kommunikativsten Leute die ich
kenne, es lohnt sich mit ihm den ein oder anderen Gedanken
auszutauschen.
Er hat vor 8 Jahren die Academia Duello
in Vancouver (Kanada) gegründet und der Laden läuft so bewundernswert
erfolgreich, dass er die eine oder andere Sache richtig gemacht haben
muss. Vielleicht kann man sich ja was von ihm abschauen.
Die Schule: Über das vergangene Jahr sind ungefähr 2000 Leute zur Schule gekommen, ungefähr 200 davon regelmäßig.
Neben
Devon gibt es 24 Trainer und die Schule ist Fr-Sa teilweise von 7 Uhr
(Dampf ablassen und dann ins Büro) bis spät abends geöffnet.
In der letzten Wirtschaftskriese konnte sich die AD ein Gebäude
mitten in Vancouver sichern und hat da neben Trainingsbereichen auch ein
Museum mit verschiedenen Themenschwerpunkten eingerichtet.
Philosophie: "Martial Arts to help people realize what they
are capable of". Devon hat einen starken Coaching / Mentoring -
Hintergrund, der vor allem bei Stunden mit einem personal Trainer zum
Tragen kommt. Ansonsten wirken sich die Werte der Schule vor allem auf
das Angebot aus: Keiner wird ausgeschlossen, den Schülern wird ein
extrem strukturiertes Training angeboten (Devon konnte jetzt schon
sagen, was für ein Training an einem beliebigen Tag nächstes Jahr
stattfinden wird), die Struktur ist wichtiger als die Person (d.h.
selbst wenn Devon morgen beschließt, dass er keine Lust mehr auf die
Schule hat wird sie weiterlaufen) und die gelehrten Techniken richten
sich nach dem Ideal einer "reconstructionist autenticity" und nicht
nach einer "revivalionist autenticity", d.h. es wird von historischen
Quellen ausgegangen, aber Lücken ohne Bedenken gefüllt.
Die Trainingsinhalte der AD sind frei verfügbar, Devon hat keine
Angst, dass ihm jemand was klaut und seine Schüler abspenstig macht.
Gelernte Lektionen:
Devon hatte den ein oder anderen Rückschlag was die Finanzen anbelangt,
weil er sich auf Leute verlassen hat, die nicht wussten, was sie tun.
Bei Versicherungen, Finanzberatung und Rechtsbeihilfe ist er nicht mehr
bereit zu sparen und auch nicht bereit völlig die Verantwortung
abzugeben. Denn wenn hier was im Argen liegt, dann kann das die gesamte
Schule gefährden.
Wenn die richtigen Strukturen da sind, können Leute kommen und
gehen. Mit den richtigen Strukturen werden sie aber auch nicht gehen
wollen. Deswegen ist für Devon das Halten von Trainern / Schülern
wichtiger als die Anwerbung von neuen. Dafür gibt es u.a. einen festen
Lehrplan für Schüler und regelmäßige Treffen für Trainer.
Daneben hat Devon angemerkt, dass es zwar das coolste der Welt ist
sein Geld damit zu verdienen eine Schwertkampfschule zu führen, aber
nichts für Leute, die nur Schwertkampf machen wollen und mit Orga nichts
am Hut haben.
Marketingstrategie: Das wichtigste Werkzeug
für die Werbung sind Aktionen und öffentliche Trainings. "Gebt den
Leuten ein Schwert in die Hand und sie werden sofort merken, ob Ihnen
das gefällt". Printwerbung macht die AD höchstens vor Feiertagen, um
Trainingsgutscheine verkaufen zu können. Ansonsten sind der
Onlineauftritt und die sozialen Netzwerke wichtig. Zitat eines neuen
Schülers: "Eure Werbung war die erste, die ich auf Facebook überhaupt
beachtet habe."
Devon kommt aus der TV-Branche hat da also noch einige Kontakte, die er bedienen kann.
Das
Beeindruckendste war für mich aber der Marketingkalender. Jeden Monat
finden festgelegte Veranstaltungen / Aktionen statt. Entweder was, das
sich anbietet wie Feste, oder wenn man sich nirgends dranhängen kann ein
eigenes Training irgendwo in der Öffentlichkeit.
Dabei haben sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene ihren Platz,
um zu zeigen, dass jeder Schwertkampf machen kann und dass auch jeder
beeindruckend gut werden kann, wenn er Lust hat.
Kurse: Die
Academia Duello bietet diverse Kurse in den unterschiedlichsten
HEMA-nahen Bereichen an, vom Bogenschießen bis zum Bartitsu. Anders als
bei uns wird man kein Vereinsmitglied, sondern kauft ähnlich wie bei
einer VHS einzelne Kurse oder Trainingszeiten, z.B. 4 Stunden im Monat.
Es gibt unterschiedliche Preismodelle von "Du hilfst uns die Halle zu
putzen und kommst dafür umsonst rein" bis "Flatline für völlig
Verrückte". Die Kurse sind teilweise nur 45 Minuten lang, aber Schüler
sind selbst für Aufwärmen / Abdehnen verantwortlich und können meist
mehrere Stunden, die thematisch zusammenpassen aneinanderhängen. Für
jeden Kurs gibt es eine Video-Zusammenfassung der Themen, die der
Trainer nutzen kann um seine Stunde vorzubereiten oder die ein Schülern
sich anschaut, um sich daran zu erinnern. Außerdem kann man sich
anmelden um auf sämtliche Videos zuzugreifen und hat damit so was wie
einen Fernkurs im Schwertkampf etc.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen