Sonntag, 20. Oktober 2013

Eindrücke von der Gladiatores Fechtmeisterwoche 2013

Zeit: Mittwoch 16. - Sonntag 20. Oktober
Ort: Burg Tannenburg
Leitung: Peter Koza

500 Euro sind bisher die größte Summe, die ich für ein Fechtseminar ausgegeben habe und ich hab mir lange überlegt, ob ich so viel Geld ausgeben soll.
Aber ich war neugierig auf Peter Koza und wollte mal eine längere Gladiatores-Veranstaltung besuchen. Das Freundschaftsturnier Anfang des Jahres hatte ich noch in guter Erinnerung und hab auch nur gutes über die Gladiatores-Seminare gehört (abgesehen davon, dass da Finger zu Bruch gehen). Dementsprechend waren meine Erwartungen etwas höher als bei Adventsfechten und Co.

Die erste große Überraschung war, dass die Fechtmeisterwoche eigentlich gar keine Gladiatores-Veranstaltung ist, sondern eine von Peter Koza, die von Gladiatores organisiert wird.
Die zweite Überraschung war die Burg. Sicherheitshalber hatte ich ein Zelt mit, falls das Wetter schön ist, hab mich aber dann doch entschlossen in der Burg selbst zu schlafen. Im Endeffekt hat das keinen großen Unterschied gemacht, denn die Tannenburg wird seit einigen Jahren restauriert und wenn es draußen vier Grad hatte und der Wind gepfiffen hat, dann war das innen genauso. Mit dem Unterschied, dass es draußen feucht und drinnen staubig war. Mit Luftmatratze, Schlafsack und Ohropax (ca. 30 Leute in einem Saal) ging's, aber in jeder Turnhalle ist es gemütlicher, da liegen wenigstens keine toten Vögel rum und der Weg zum Klo ist auch nicht so weit. Wenn man hier mal musste hieß es runter und dann quer über den Burghof, egal ob's regnet oder nicht. Es haben alle überlebt ohne zu krank zu werden, aber dafür gibt's ein dickes Minus.

Einen großen Pluspunkt hat dagegen das Essen verdient. Zum Frühstück warmes Brot, Käse, Wurst und die üblichen Obst-, Müsli-, Eier- und Marmeladeschüsseln in der Taverne Allerley, das hatte schon was. Man hat zwar nicht gesehen, was auf dem Buffet stand, weil genau dort eine Lampe gefehlt hat, aber was soll's, war alles gut. Mittags gab es das Gleiche wie zum Frühstück plus warmen Kuchen und die Reste vom Tag davor. Auch wenn ich nicht so ausgehungert gewesen wäre, hätte es sich für den Kuchen gelohnt, der war lecker. Einmal gab's als Extra auch noch Flammkuchen.

So wenig wie zum Übernachten war die Burg auch für Fechtunterricht geeignet. Es war zwar in den 3 Säälen gerade genug Platz für alle, aber wieder war es zugig, der Boden bestand aus groben Brettern, auf denen allerhand Staub, Sägespäne, Schrauben und was weiß ich noch rumlag und gezogen hat es teilweise auch wie Hechtsuppe. Außerdem gab es im obersten Saal, in dem ich meistens war, nur zwei Fenster. Die blieben zu, damit es nicht ganz so kalt wurde und stattdessen hat man das Ganze romantisch mit Baustrahlern ausgeleuchtet. Ich weiß nicht, wie oft ich beim Ausholen hinter mir in die Wand gestochen oder sie bei einem Schlag gestreift habe.
Das größte Manko waren allerdings die Stufen. Peter Koza hat scherzhaft gemeint, dass er über 400 in der Stunde zurückgelegt hat und das hat man auch gemerkt. Er ist etwas aus der Puste gekommen und hat auch manchmal ein wenig den Überblick verloren, in welchem Saal jetzt welche Aufgabe als nächstes drankommt.
Es gab auch den ein oder anderen, der gemeint hat, dass dadurch die Feinheiten etwas zu kurz gekommen sind.
Ach so: Und dann war da noch die Hochzeit, die uns zeitweise aus einem der Sääle vertrieben hat.

Wir haben auch mal draußen trainiert, aber da war nur der Parkplatz groß genug, was auch nicht so wirklich ideal war, besonders wenn Autos vorbeigekommen sind.

Aber jetzt zum Wichtigsten: Den Lerninhalten. Die Grundschule inklusive grundlegenden Angriffen, Paraden und der Beinarbeit fand ich interessant und ich hab davon das ein oder andere mitgenommen. Auch die Kombinationen mit Stechen, Winden, Halbschwert usw. hat mir gefallen, auch wenn ich davon schon das ein oder andere kannte.
Aber ich hab auch ein paar Dinge vermisst. Peter Koza ist ein Füllhorn an Informationen über das Fechten und verschiedene Fechttechniken und bringt dieses Wissen immer wieder in allerhand Anekdoten und Geschichten an den Mann. Er hat es nicht nötig strukturiert vorzugehen, weil er das gesamte Feld überblickt, aber das macht es auch schwierig daran anzuknüpfen. Ich hab zum Beispiel keine Ahnung aus welchen Fechtbüchern die Techniken stammen und was er sich selbst ausgedacht hat.
Auch die Theorieeinheiten waren eher eine Erzählstunde beim Schwertkampf-Opa. Ich meine das gar nicht abwertend, denn man hört ihm gerne zu, aber als er zum Thema Thalhoffer gesprochen hat, ging's ziemlich schnell um Gerichtskämpfe und das mittelalterliche Rechtsverständnis und als Info zum Fechtmeister blieb gerade mal, dass er wohl einer Familie von professionellen Kämpfern angehörte, die mehrere Brüder und mindestens eine Schwester umfasste.

Und dann die Approbations-Diskussion. Da die meisten montags wieder arbeiten mussten und einen mehr oder weniger weiten Weg vor sich hatten, wurde beschlossen, dass man am Sonntag nur noch den Vormittag Unterricht macht. Also fiel ein halber Tag Programm weg. Außerdem war von vornherein geplant, dass an einem Tag die Approbation stattfinden sollte, also eine Prüfung. Die sollten alle mitmachen, was man aus der Ankündigung nicht herauslesen konnte. Die Zeit zum Üben war reichlich bemessen, also noch ein halber Tag weniger.
Ich fand es für meine Doktorarbeit nett zu sehen, wie diese Zeremonie stattfand. Peter Koza war mit mittelalterlichem Gewand und Pelzmütze angetan, jeweils zwei Schüler haben sich vorgestellt und dann ihr Programm aus Schwert, Halbschwert, Dussak und Dolch vorgeführt, am Abend gab es dann feierlich die Zertifikate und ein paar Worte zu jedem Kämpfer. Und er konnte tatsächlich zu jedem was sagen, was gut und was schlecht war.
Aber viel damit anfangen kann ich nicht. Laut Zertifikat kann ich mich jetzt als Tyrus Maior Primus bezeichnen, was irgendwas höheres sein muss, aber fragt mich bitte nicht, was genau das jetzt bedeutet. Es ist eh nur ein Jahr gültig und wird nur vom Magisterium von Peter Koza anerkannt. Und da man wie bei diesem Seminar gezeigt jederzeit in jedem Grad eingestuft werden kann, ist es eh egal, ob man so was gerade hat oder nicht. Aber mit Sigel und Unterschrift vom Fechtmeister macht es schon was her.

Alles in allem hab ich mir ein wenig mehr erwartet. Schlecht war es nicht und ich bin als stallfremder MSKler auch freundlich aufgenommen worden und hab meinen Spaß gehabt, aber so wirklich angefixt bin ich jetzt nicht.

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